Freie Deutsche Jugend in den 80ern

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Stranger Peer
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Aug 2021 05 20:39

Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von Stranger Peer

Die FDJ (Freie Deutsche Jugend) wurde am 7. März 1946 gegründet und war eine kommunistische Jugendorganisation der DDR. Der Eintrittsalter war 14 Jahre.

Was war deren Aufgabe?
"Die FDJ erzieht die Jugend auf der Grundlage des wissenschaftlichen Kommunismus :autsch: zur Liebe zur Arbeit, zur Liebe und Achtung der Arbeiterklasse und ihrer Partei, der SED. … Die FDJ sieht in der Teilnahme der Jugend an der allseitigen Stärkung der DDR ihren wichtigsten Beitrag im Kampf zur Überwindung des Imperialismus [marktwirtschaftliches Gesellschaftssystem, z.B. der BRD] :autsch: :autsch:. Sie erzieht ihre Mitglieder im Geiste der Prinzipien des proletarischen und sozialistischen Internationalismus [staatenübergreifende politische Ideologie], der Freundschaft und brüderlichen Solidarität der Jugend aller Länder, besonders aber zur Sowjetunion :autsch:. Die FDJ organisiert die Verbreitung des Marxismus-Leninismus und hilft den jungen Menschen beim Studium der Werke der Klassiker des Marxismus-Leninismus und der Beschlüsse der SED :autsch: :autsch:.“
Quelle: DDR-Geschichte

Die Hitlerjugend in links und blau. Der Begriff „Freie" ist ein Witz. Ein Jugendlicher war nicht gezwungen beizutreten, aber eine Nichtmitgliedschaft hat Auswirkung auf das spätere Berufsleben. Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns.

In Westdeutschland versuchte der Verein Fuß zu fassen, wurde aber 1945 als verfassungsfeindliche Organisation eingestuft und verboten. Die Politik nach der Wende hat es vergeigt und die ostdeutsche FDJ „übersehen“. Ob FDJ-Symboliken wie die Blauhemden verfassungswidrig sind, ist noch umstritten. 1990 hat sich die PDS von der FDJ distanziert.

Aber wie sah die FDJ in den 80ern aus?

Ein Video soll denke ich ok sein. Ich weiß nicht, ob es hier erlaubt ist, Bilder zu posten.



Jaja. Zuviel von Frieden und Freiheit gesungen. Da wachten viele FDJ-Kiddies auf. Nach den Veranstaltungen zogen sie schnell die blauen Klamotten aus und hörten daheim heimlich ihre illegal importierten Platten. mrgreen



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Semi Silesian
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Aug 2021 05 21:32

Re: Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von Semi Silesian

Die FDJ gab es in der Tat auch im Westen - bis sie 1954 als verfassungsfeindlich verboten wurde.
Die "Jungen Nationalisten" hingegen existieren noch heute in unserem Staat,obwohl sie tumbe Parolen verbreiten ebenso wie die "Jungen Alternativen",die in ein ähnliches Horn blasen,ebenso die "Junge Landsmannschaft Ostdeutschland"
Die einen werden verboten,die anderen nicht,schon irgendwie komisch...

Wenn ich mich halbwegs erinnere,waren meine Cousinen mal in einem Zelt-bzw. Ferienlager,die von der FDJ organisiert wurden.
Denen hat das gefallen und politisch instrumentalisiert wurden sie während der Sommerferien dabei nicht.

Die kirchlichen Einrichtungen nennen sich Pfadfinder,da waen zwei Arbeitskollegen Mitglieder.

Organisierte Freizeit ist aber nicht so mein Ding gewesen während meiner Kindheit.

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Norby
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Aug 2021 06 06:17

Re: Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von Norby

Die politische Instrumentalisierung war meines Erachtens auch das einzige schlechte an der FDJ. Alles andere war gar nicht schlecht und unseren Pfadfinder, Ferienlager, Jugendzentren usw. recht ähnlich. Man hat sich getroffen, man hat was gegen die Umweltverschmutzung gemacht, man hat etwas zusammen unternommen, auch zusammen für die Schule gebüffelt und für mich der wichtigste Aspekt, die Jugend war weg von der Straße. Die hatten eine Aufgabe! So ein bisschen FDJ vermisse ich hier in "Gesamt"deutschland. Hier laufen Abends nur noch besoffene, Shisharauchende Jugendliche mit schlechten Vokabular, die sich gegenseitig "messern" wollen, rum. :teufelböse: :dauemnrunter:

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Aug 2021 06 16:34

Re: Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von Yorgos

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Dez 2021 09 10:46

Re: Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von Arvika73

@Norbi: verklärst Du da nicht etwas viel? Rumhängende Jugendliche gab es abends in der DDR zuhauf, vor allem in der Einöde der Plattenbausiedlungen. Jugenddisco war schließlich nur alle 14 Tage.

»Etwas gegen Umweltverschmutzung getan«? Die FDJ??? Umweltverschmutzung war in der DDR ein Tabu-Thema und eine staatstragende Organisation hat das sicherlich nicht thematisiert. Gelegentlich wurde mal Müll aus einem Bach oder vom Straßenrand beseitigt, aber das war es dann auch schon. Dafür braucht es keine Massenorganisation.

Die Hauptschwerpunkte der FDJ-Arbeit waren alle direkt oder indirekt Indoktrination. In der FDJ wurden die »Kandidaten« für die SED gesucht und geschult. Es wurden Arbeitseinsätze durchgeführt, die dem Staat viel Geld sparten. Neugier und Entdeckergeist wurden vorrangig ausgenutzt, um Lösungen für knappe Rohstoffe und sonstige Versorgungslücken zu finden. Auch kleinste Verfehlungen wurden bei ach so geselligen Gruppenabenden und sonstigen Versammlungen bis ins kleinste diskutiert und auch geahndet. Wehrkundeunterricht wurde regelmäßig erteilt, Vorträge über die Theoretiker des Sozialismus waren Pflichttermine und im oft als unpolitisch empfundenen Ferienlager begann jeder Tag mit dem Fahnenapell.
Die Politisierung der Jugend war nicht immer deutlich spürbar, teilweise fand sie sehr subtil statt. Aber man konnte sich sicher sein, dass man in der FDJ - wie in jedem vom Staat kontrollierten oder beeinflussten Lebensbereich - regelmäßig seine ordentliche Portion »Rotlicht« mitbekam, ob man es wahrnahm oder nicht.
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Dez 2021 09 13:11

Re: Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von Norby

Arvika73 hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 10:46 @Norbi: verklärst Du da nicht etwas viel? Rumhängende Jugendliche gab es abends in der DDR zuhauf, vor allem in der Einöde der Plattenbausiedlungen. Jugenddisco war schließlich nur alle 14 Tage.

Ich habe es verglichen mit der heutigen Gesamtsituation. Auch wir im "golden Westen" haben rumgehangen. Was ich aber damit sagen möchte, dass es damals zivilisierter, egal ob West oder Ost, abging als heute. Da die heutigen Jugend kaum noch Autorität besitzen, bin ich halt der Meinung dass man die in die Pflicht nehmen sollte. Manchmal muss man Menschen an der Hand führen.

Arvika73 hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 10:46 »Etwas gegen Umweltverschmutzung getan«? Die FDJ??? Umweltverschmutzung war in der DDR ein Tabu-Thema und eine staatstragende Organisation hat das sicherlich nicht thematisiert. Gelegentlich wurde mal Müll aus einem Bach oder vom Straßenrand beseitigt, aber das war es dann auch schon. Dafür braucht es keine Massenorganisation.

Mein Frau hat wohl etwas mehr getan, z.B. Flaschen sammeln, Papier sammeln usw. Alles Dinge die ich weder in meiner Kindheit gemacht habe noch heute gemacht wird. Wenn ich in meiner alter Heimat nach Duisburg fahre und mir die Straßenränder an den etwas abschüssigen Straßen anschaue, wird mir richtig übel vor rumliegenden Müll!

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Dez 2021 09 14:32

Re: Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von MMM

Der FDJ sollte man nun wirklich nicht - wie fast allem "Offiziellen" der DDR - nicht nachtrauern - und vor allem nicht mit heute vergleichen. Die FDJ war nicht das, was man von offizieller Seite gern präsentierte. Das konnte man besonders gut "erfahren", wenn man sich weigerte dort einzutreten. Ich hatte vielleicht das Privileg/Glück in Berlin zu leben, die FDJ mich erst 1987 ereilen wollte und es zu diesem Zeitpunkt sicher schon etwas nachlässiger gehandhabt wurde, aber mein Argument "Ich werde bei Volljährigkeit sowieso einen Ausreiseantrag stellen" brachte dennoch keine Bonuspunkte. Heute kann ich über das, was folgte, nur noch lachen und habe es abgehakt. Ich möchte auch nicht wissen, wie das abgelaufen wäre, wenn ich irgendwo in der platten Zone aufgewachsen wäre und ich ein paar Jahre älter wäre...
Unabhängig davon sehe ich die "Verharmlosung" der DDR, wie sie heute oftmals (vielleicht aus Unwissenheit?) praktiziert wird, äußerst kritisch.

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Zuletzt geändert von MMM am Do 9. Dez 2021, 17:01, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von Arvika73

Norby hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 13:11 Mein Frau hat wohl etwas mehr getan, z.B. Flaschen sammeln, Papier sammeln usw. Alles Dinge die ich weder in meiner Kindheit gemacht habe noch heute gemacht wird. Wenn ich in meiner alter Heimat nach Duisburg fahre und mir die Straßenränder an den etwas abschüssigen Straßen anschaue, wird mir richtig übel vor rumliegenden Müll!
Flaschen, Papier etc. wurden in der DDR fleißig gesammelt - aber weniger aus Gründen des Umweltschutzes, sondern mehr zur Wertstoffgewinnung. Da es kein containerbasiertes Recyclingsystem gab (zumindest außerhalb der größten Städte, in Berlin gab es das eventuell?), wurden schon die jüngsten Pioniere zur Sammlung geschickt. Dies hatte in der DDR on Beginn an Tradition, vor allem Buntmetalle waren in der Anfangszeit extrem knapp.

Auch wir - wenige km von Dir entfernt - haben keine Wertstoffsammlungen durchgeführt, denn es gab in DO bereits in meiner Kindheit ein flächendeckendes Containernetz für Glas, Papier und teilweise bereits Weißblech.
Eine Phase mit Aluminiumsammlungen gab es in meiner Schulzeit. Aber an diverse Aktionen zur Abfallbeseitigungen an Straßen kann ich mich noch gut erinnern, sowohl von der Stadt, von der Schule und von Vereinen. Duisburg war da vielleicht etwas anders - das war für uns immer einer der Orte, wo alle negativen Klischees vom Ruhrpott sichtbar waren, die man bei uns gar nicht so als Realität wahrnahm (bis auf den Smog, der uns 1985 erwischte und bei uns immerhin Alarmstufe II brachte. Von Essen ab westwärts war sogar Stufe III, die Fernsehbilder von dort haben uns - selbst mitten im Smog - schockiert.).
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Re: Freie Deutsche Jugend in den 80ern

Beitrag von MMM

Arvika73 hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 14:39 Da es kein containerbasiertes Recyclingsystem gab (zumindest außerhalb der größten Städte, in Berlin gab es das eventuell?),
Nee, hatten wa nich ^^ Wir haben genauso Glas und Altpapier zu den SERO-Stellen geschleppt, wie im Rest des Landes auch. Nach welchem System die das Glas bei Abgabe immer berechnet haben, habe ich nie verstanden. Wahrscheinlich nach Lust und Laune (oder nach dem Inhalt der Kassenschublade).

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