Tenebrae (1982)

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Dez 2020 23 22:15

Tenebrae (1982)

Beitrag von Stranger Peer

Tenebrae ist ein italienischer Thriller aus dem Jahr 1982. Dario Argento schrieb das Drehbuch und führte auch Regie. Der Film zählt zu den wichtigen Vertretern des Giallo-Filmgenre. Währende deutsche Thriller und Kriminalfälle handzahm daherkommen, geizen die italienischen Kollegen nicht vor Gewaltdarstellungen. Das Genre "starb“ aus als die Slasher-Horrorfilme die 80er dominierten.

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Handlung

Peter Neal (Anthony Franciosa) ist ein erfolgreicher amerikanischer Schriftsteller, der nach Rom angereist ist. Sein neustes Werk „TENEBRE“ will er dort vorstellen. Ein vermeintlicher Fan stellt ihn nach und begeht brutale Morde. Die Mordmotive ähneln dem aus seinem Buch. Da die italienische Polizei Neal nicht hilft, nimmt er die Zügel selbst in die Hand und will den Mörder ausfindig machen.

Meinung

Whodunit auf Italienisch. Kenner von Dario Argento-Filme werden bestens bedient. Tenebre hat es in Deutschland nicht einfach und steht auch heute noch auf den Index. Der Thriller lebt vom Style Over Substance. Goblin, eine italienische Prog-Rock-Band, steuert die Musik bei. Ich habe davon die Schallplatte.

Meinung Echlog.de
„Das Leben ist eine Illusion, eine Falle, und das Kino muss die Verbildlichung dessen sein“, sagt Dario Argento. Mit den Klassikern „Suspiria“ (1976) und „Inferno“ (1980) schuf er eine bis heute nicht abgeschlossene, großartige Trilogie zu den „drei Müttern der Schmerzen“. Und da diese, der Vorlage von Thomas de Quincey folgend, Mater Lachrymarum, die Mutter der Tränen, Mater Suspiriorum, die Mutter der Seufzer und Mater Tenebrarum, die Mutter der Finsternis hießen, erwartete das Publikum bei einem Film mit dem Titel „Tenebre“ (= Finsternis) natürlich nichts anderes als den heißersehnten dritten Teil. Stattdessen kehrte Argento hier zu seinen Giallo-Wurzeln zurück und präsentierte wie schon mit „Profondo Rosso“ einen durch und durch gestylten Kriminalreißer mit Grand-Guignol-Mordeinlagen und einem überaus weltlichen Killer.

Dennoch haftet „Tenebre“ in vielen Momenten etwas sehr Surreales an, am offensichtlichsten noch in den Traumrückblenden des Killers, die eine verstörende junge Frau zeigen, gleichzeitig zart und herb wirkend (Argento besetzte die Rolle mit einem Transsexuellen), einmal in einer fast schon rollinesken Strandszene, dann immer wieder als Opfer von Messerstichen und als Trägerin der roten Pumps, die im Film als wahrhaft roter Faden symbolhaft für sexuelle Obsession und Verlockung, aber auch Beherrschung und sexuelle Macht stehen. Die schwelgerischen Art-Déco-Welten von „Suspiria“ und „Inferno“ sind hier einer kühlen, hellen Klarheit gewichen, in der die Farbe Weiß übermächtig dominiert und – wenn dann das rote Blut an weiße Wände spritzt – die Einbrüche von Gewalt noch drastischer und überzeichneter wirken lässt, als sie es ohnehin schon sind.

Die Story ist komplex und spannend und führt den Zuschauer das eine oder andere Mal ebenso wie seine Protagonisten auf Irrwege, bis schließlich eine überraschende Lösung präsentiert wird, die wie schon in „Profondo Rosso“ in ihrer Herleitung weit in vergangene Zeiten zurückschweift. Doch das Whodunnit-Spiel weiß zwar zu gefallen, steht aber im Hintergrund gegenüber den wieder einmal prächtigen und in jeder Beziehung maßlosen Mises en Scène, die Argento abliefert. Legendär ist die lange Kamerafahrt an einer Hauswand von einem Fenster zum anderen, die den Zuschauer in eine Voyeursrolle bei einem Mord zwingt, und irrwitzig die Szene, in der die junge Hausmeisterstochter Maria (Lara Wendel) zunächst von einem bissigen Hund und anschließend vom Mörder gejagt wird. Von diesem sieht man ganz Giallo-mäßig stets nur Details wie die unvermeidlichen schwarzen Handschuhe und natürlich sein Werkzeug, ein scharfes Rasiermesser und später eine Axt.

Hell gekleidete Menschen in hell ausgeleuchteten, luxuriösen Räumlichkeiten – „Tenebre“ scheint in seiner gleißenden Optik fast in einer Parallelwelt zu spielen, ein Effekt, der vom Regisseur durchaus intentioniert war und technisch mit besonders empfindlichem Filmmaterial forciert wurde. Ein Höhepunkt ist etwa das von Peter Neals Agent Bullmer (John Saxon mit Hut als kleine Film-noir-Reminiszenz) beobachtete Treiben auf einem italienischen Platz, eine grellweiß überzeichnete Komposition aus moderner Architektur und menschlichen Momentaufnahmen. Mit fortschreitender Visualisierung des lebensbejahenden Platzes im Gegenspiel mit Ballmers sonniger Laune wird dem Zuschauer klar, dass diese Idylle bald durchbrochen wird – was dann auch in blutiger Weise geschieht. Vollends zum artifiziellen Meisterwerk wird das Ganze im Zusammenspiel mit dem treibenden Soundtrack, einmal mehr beigesteuert von Goblin, Argentos Haus- und Hofband. Ein mit einem Bodycount von 10 ziemlich blutrünstiger Giallo … und für alle Genrefans natürlich ein Must-see, über jeden Zweifel erhaben.
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Musik




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Nov 2021 21 13:23

Re: Tenebrae

Beitrag von Retro

TENEBRAE

tenebrae.jpg

Der amerikanische Bestsellerautor Peter Neal kommt nach Rom, um sein neuestes Buch "Tenebre" zu promoten.
Noch während seiner Ankunft wird in Rom eine junge Ladendiebin die sein Buch geklaut hatte bestialisch ermordet-
auf eine weise, wie sie im Buch beschrieben ist: In ihren Mund steckt der Mörder Seiten aus dem Buch.
Kurz darauf erhält Neal Drohbriefe, die mit Zitaten aus seinem Buch versehen sind- und der Mörder schlägt ein weiteres mal zu.
Auch an diesem Tatort werden Seiten aus Tenebre gefunden.
Als der Killer auch noch eine Freundin von Neals Assistentin Gianni ermordet,
beschließen die beiden, den Täter auf eigene Faust zu suchen.
Alle Indizien deuten auf Fernsehmoderator Bruni,
doch während die beiden Bruni in seinem Haus beobachten, wird dieser mit einer Axt erschlagen.
In seinem Haus findet die Polizei zwar Hinweise, dass er für die ersten Morde verantwortlich war- doch wer hat dann Bruni ermordet?
Und wieso geht das morden nach Bruni's Tod noch weiter?

Dario Argento hat hier ein kleines Meisterwerk abgeliefert.
Zwar ist die erzählte Geschichte im Grunde nur ein normaler Krimi mit derben Gewaltspitzen,
aber der Argento-Typische Stil, also die optische Umsetzung seiner Filme, reisst wie gewohnt einiges raus.
Nicht nur die recht brutalen Morde, sondern vor allem die Kameraführung und das Spiel mit Licht und Farben fesseln den Zuschauer.
Der Soundtrack von Goblin tut das übrige dazu.

10/10

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