Audi F103 (Audi 60/75/80/Super90)

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Norby
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Sep 2020 20 11:06

Audi F103 (Audi 60/75/80/Super90)

Beitrag von Norby

Der Audi F103 war eine Limousine mit Vierzylinder-Viertaktmotor und Frontantrieb. Die Ende 1949 in Westdeutschland neu gegründete Auto Union GmbH brachte damit im Sommer 1965 das erste Modell mit dem Traditionsnamen Audi nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Markt. Ab Frühjahr 1966 war auch der Kombi Audi Variant erhältlich.





Im Sommer 1972 beendete das seit 1969 als Audi NSU Auto Union AG firmierende Unternehmen die Produktion des F103. Nachfolger war der neu entwickelte Audi 80 B1.

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Die Verkaufsbezeichnung lautete zunächst nur Auto Union „Audi“, da er anfangs das einzige Fahrzeug der neuen Marke war. Audi war in der Weltwirtschaftskrise in der Auto Union aufgegangen, die Marke wurde allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr verwendet. Mit diesem Modell ließ man Audi wieder aufleben, dafür verschwand die Marke DKW im Jahr 1966 mit dem Produktionsende des DKW F 102 vom Pkw-Markt. Der DKW F 102 war der letzte in Westdeutschland gebaute Pkw mit einem Zweitaktmotor. Später hieß das Modell „Audi 72“, als Varianten mit anderen Motoren hinzukamen und die PS-Leistung Bestandteil der Modellbezeichnung war. Beim Audi 60 mit 55 PS wurde dabei etwas aufgerundet.

Der F103 war eine Weiterentwicklung des DKW F 102. Da der Vierzylindermotor des Audi länger als der DKW-Dreizylinder war, wurde der Bug des Audi um 100 mm verlängert und der Kühler neben dem Motor schrägstehend auf der linken Seite eingebaut. Statt der runden Scheinwerfer im verchromten Grill des F 102 hatte der Audi Rechteckscheinwerfer in einem etwas breiteren schwarzen Grill.

Am 9. September 1965 wurde das Fahrzeug in Feldafing der Öffentlichkeit vorgestellt.

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Alle Modelle wurden als Stufenhecklimousine mit zwei und vier Türen angeboten. Mit Ausnahme des Modells Super 90 war der Audi F103 auch als dreitüriger Kombi verfügbar. Dieser hieß – wie die Kombimodelle von Volkswagen – „Variant“.

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Die Heckpartie entsprach zunächst nahezu der des F 102, erhielt aber um die hinteren Kotflügelenden herumgreifende Heckleuchten.

Der Audi (72) und der Audi 60 wurden sowohl in einer einfachen als auch in der gehobenen L-Ausstattung angeboten. Das Spitzenmodell Audi Super 90 unterschied sich äußerlich unter anderem durch serienmäßige verchromte Zierleisten an den Radläufen von den anderen Modellen.

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Der Audi F 103 wurde in seiner siebenjährigen Bauzeit nur geringfügig verändert. Im Sommer 1969 bzw. zum Modelljahr 1970 erhielten alle Modelle neben- statt übereinanderliegende Scheibenwischer. Im Sommer 1970 wurde bei den Limousinen der Tankstutzen vom Heck (unterhalb der rechten Rückleuchte) in das rechte hintere Seitenteil verlegt. Wie bis dahin schon beim Variant war er dort nun von einer Klappe verdeckt. Durch den Wegfall des Tankstutzens am Heck war es möglich, die Form der Rückleuchten zu verändern, diese fielen jetzt höher und schmaler aus. Weiterhin erhielten alle Modelle die Türgriffe des Audi 100. Von vorne sind die neueren Modelle lediglich an dem am rechten Kotflügel angebrachten, geänderten Audi-Schriftzug zu erkennen. Im Innenraum gab es im Armaturenbrett seitliche Belüftungsdüsen, neue Schaltereinheiten und eine Instrumentengruppe, bei der die Instrumente näher beisammen, deutlich höher montiert und besser ablesbar waren sowie moderner wirkten. Das neue Armaturenbrett hatte immer eine Dekorfolie mit Holzmuster. Vorher hatte das Armaturenbrett zum Teil aus lackiertem Blech bestanden.

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Die Baureihe F103 wurde ausschließlich mit Vierzylinder-Reihenmotoren ausgestattet und ist damit die erste Nachkriegs-Baureihe mit einem Viertaktmotor. Als Exportmodell wurde ab 1969 der Super 90 als Limousine und Variant („Station Wagon“) nur in wenigen Exemplaren in den USA verkauft. Der Audi 75 ersetzte Ende 1968 sowohl den „Audi“ als auch den „Audi 80“.

Die Motoren des F103 wurden auch „Audi-Mitteldruckmotoren“ genannt. Da sie ein für damalige Verhältnisse sehr hohes Verdichtungsverhältnis haben, benötigten die Motoren Superbenzin mit 98 Oktan (heute Super Plus). Die Entwicklung des Motors war ursprünglich bei Mercedes mit dem internen Code "Mexico" begonnen worden. Ziel war ein Vielstoffmotor für militärische Zwecke, der aber so nicht verwendet wurde und den dann Ludwig Kraus für den F102 anpasste, nachdem er am 8. Oktober 1963 bei Auto Union Technischer Direktor geworden war. Die Audi-Viertaktmotoren hatten eine untenliegende (seitliche) Nockenwelle, die von einer Duplex-Rollenkette angetrieben wurde und über Stoßstangen und Kipphebel betätigte hängende Ventile. Der Motor hatte Heron-Brennräume und schraubig gewundene Einlasskanäle, ähnlich wie bei Motoren mit dem MAN M-Verfahren, die für eine starke Verwirbelung des Gemischs sorgten und so das sehr hohe Verdichtungsverhältnis ermöglichten, ohne dass der Motor klingelte. Die Urversion des Motors war mit 11,7:1 verdichtet. Später wurde das Verdichtungsverhältnis zurückgenommen, um eine bessere Laufkultur zu erreichen. Die für Normalbenzin ausgelegten Versionen waren 9:1 verdichtet, auch das ein ungewöhnlich hoher Wert. Dank der hohen Verdichtung (die bei späteren Versionen reduziert wurde) war der Audi-Motor für seine Zeit relativ sparsam, lief aber auch etwas kernig. Der Motor bildete die Basis für den späteren Motor des Audi 100 C1. Der Mitteldruckmotor war auch die Grundlage des im Audi 100 C2, VW LT, Porsche 924 und AMC Gremlin verwendeten Motors mit 2 Litern Hubraum. Diese Version hatte einen Zylinderkopf mit obenliegender Nockenwelle, die von einem Zahnriemen angetrieben wurde. Die Zylinder waren zusammengegossen (zwischen ihnen gab es keine Kühlwasserkanäle), um bei dem gegebenen Zylinderabstand die eine Bohrung von 86,5 mm zu ermöglichen.

In der ersten Baureihe des größeren Audi 100 (1968–1977) wurde der gleiche Motor mit vergrößertem Hubraum in Versionen bis zu 115 PS eingesetzt. Mit dem ersten Audi 80 wurde 1972 der neu konstruierte EA827-Motor (EA = „Entwicklungsauftrag“) mit obenliegender Nockenwelle eingeführt, der später auch in fast allen neuen frontgetriebenen Volkswagen-Modellen verwendet wurde.

Wie sein Vorgänger DKW F102 hatte der Audi F103 – gemeinsam mit NSU Ro 80, VW K 70 und einigen Citroën-PKW dieser Zeit – „innenliegende“ Scheibenbremsen zwischen Getriebe und Antriebswellen. Serienmäßig gab es ein Vierganggetriebe mit Lenkradschaltung, ab 1969 konnte alternativ gegen Aufpreis eine Mittelschaltung bestellt werden. Ein Automatikgetriebe wurde in dieser Baureihe nicht angeboten.

Die Vorderräder waren einzeln an Doppelquerlenkern aufgehängt, hinten gab es eine starre Torsionskurbelachse, geführt an den Traghebeln der Federung längs und einem Panhardstab und vorn und hinten Drehstabfedern (Torsionsstäbe) mit Teleskopstoßdämpfern.


Modellvarianten
  • Audi (72), September 1965 – Dezember 1968, Variant Mai 1966 – August 1966
  • Audi 60 und Audi 60 Variant, Februar 1968 – Juli 1972
  • Audi 75 und Audi 75 Variant, Dezember 1968 – Juli 1972
  • Audi 80 und Audi 80 Variant, September 1966 – Dezember 1968
  • Audi Super 90, Dezember 1966 – August 1971, Variant (Station Wagon, nur für USA), 1969–1971



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