Renault Alpine

[Marcus]

Bericht aus dem "Spiegel 9/1980" vom 24.02.1980:

Geballtes Sparen
Mit einem Kunststoff-Auto sucht Renault nachzuweisen, daß ein Sportauto auch Sparauto sein kann.

Er galt als Geheimtip unter Kennern.
Nur rund 1000 Deutsche, unter ihnen Schauspieler Siegfried Lowitz ("Der Alte") und Fußballtrainer Udo Lattek, erwarben bisher den französischen Sportwagen.
Sein Hersteller nannte ihn ein "Geschoß", aber auch ein "Traumauto ohne die Probleme der 'Exoten' ".

Ausgerechnet ihn, den zu mehr als 225 km/h Höchstgeschwindigkeit fähigen Renault Alpine A 310, hoben die Manager des staatlichen Automobilkonzerns jüngst als rasendes Symbol sparsamen Benzinverbrauchs hervor.
"Hohe Leistung und gepflegter Komfort können auch wirtschaftlich sein", verkündete Francis Stahl, Generaldirektor der "Deutschen Renault AG", als er den Autotestern auf Sizilien die neueste modifizierte Version der einstigen knüppelharten Rallye-"Flunder" A 110 von 1961 vorstellte.

Das flache, geduckte Gefährt ist mit den 150 PS seines 2,7 Liter großen Sechszylinder-V-Motors der schwächste, mit einem Preis von 38 250 Mark der billigste unter allen kapitalen Sportwagen des Marktes.
Obwohl der A 310 (Bauauflage: sieben Autos pro Tag) laut Renault "geballte Kraft" verkörpere, sei er ein vorbildlicher Futterverwerter und somit auch bei Tempo 200 noch eine Art Sparauto: Mit einem Durchschnittsverbrauch von elf Litern konsumiere er "deutlich weniger" als die anderen.

Auf dem Sportwagenmarkt ist die Ära der Benzinschlürfer ebenso wie in den übrigen Marktbereichen passe.
Nur 317 "Exoten" (wie etwa Maserati, Monteverdi, Ferrari) wurden 1979 an Deutsche verkauft, seit je von einer Klientel bevorzugt, der es auf eine Neigung zu mechanischen Gebresten und chronischem Benzindurst nicht ankam.
Gleichzeitig setzte die Sportwagenfirma Porsche 3737 Exemplare ihrer hochkarätigen Modelle "911 SC", "924 Turbo" und "928" ab, alles edle Gefährte mit - im Verhältnis zur gebotenen Leistung - erstaunlich sparsamen Verbrauchswerten.

Doch der 310, letztes Jahr von 347 deutschen Autofahrern erworben, unterbietet sie alle, trotz im wesentlichen gleicher Fahrleistungen.
So kommt der französische Rivale bei einem gleichbleibenden Tempo von 120 km/h mit 9,2 Litern aus, fast zweieinhalb Litern weniger als der Porsche 911 SC, gar drei Litern weniger als der Porsche 928.
Solche Unterschiede beruhen weder auf technischer Hexerei noch auf überlegenen Ingenieurskünsten.
Die Renault-Techniker haben vielmehr mit den Möglichkeiten eines Konzernriesen bei ihrem A 310 all das schon verwirklicht, was Konstrukteure für alle Autotypen anstreben: ein sparsames Auto durch Leichtbau und Stromform.
Sie vereinigten einen Leichtmetallmotor und ein Getriebe aus der Großserie mit einem wie vom Formel-Rennwagen entlehnten Hochleistungsfahrwerk.

Über die Mechanik stülpten die Renault-Designer eine besonders strömungsgünstige Karosserie aus Kunststoff, die nur 120 Kilogramm wiegt.
So kam es, daß der A 310 nicht nur schmaler und mit einer Höhe von nur 1,15 Metern flacher als alle vergleichbaren Porsche geriet, sondern auch (mit nur 980 Kilogramm Leergewicht) 180 bis 470 Kilogramm leichter als jene.

"Ein Auto mit einem gut auf der Straße liegenden, nackten, aggressiven Hinterteil", lobte Automobilkritiker Dieter Korp die Konturen und die Technik des behenden Benzinsparers.
Die Techniker merzten entbehrliche Pfunde derart rigoros aus, daß sie - erstmals bei einem Hochleistungssportwagen - nur drei Bolzen anbrachten, wo andere Ingenieure vier und fünf für notwendig halten: bei der Befestigung der Räder.

Wer sich unter mancherlei Verrenkungen in die plüschigen Sitzliegen mit ihren verstellbaren Seitenwülsten gezwängt hat, bemerkt bald, daß diese Konzentration auch ihre Nachteile hat.
Im Innenraum geht es, bei allem Bedienungskomfort, derart eng zu, daß sich Platzangst einstellen kann - dazu die Sorge, das zum Schwänzeln neigende Heckmotor-Auto könnte bei hohem Tempo in langgezogenen Autobahnkurven die Fahrbahn eigenmächtig verlassen.
Und der Kofferraum, wie beim ollen Käfer im Bug, hat gerade eben Platz für einen Koffer - wenn er nicht zu groß ist.

[Sammy-Jooo]

Ein Bekannter hatte in den 80er Jahren auch so eine Alpine A310 mit 6 Zylinder Maschine und das Ding lief wirklich gut und lag eigentlich recht gut auf der Strasse. Irgendwann aber ist er mit der Alpine aus einer Kurve geflogen und hat das Auto zerlegt. Das war das erste und letzte Mal das ich verbogenen Kunststoff gesehen habe und ein Sachverständiger meinte noch das er den Unfall in einem "Blechmodell" nicht oder mit schweren Verletzungen überstanden hätte, so war nur der Fuß verstaucht. Hätte ich das Geld gehabt, dann wäre so eine Alpine auch mein Auto gewesen, denn nachdem ich auch mal fahren durfte war ich infiziert.