Das Wahlsystem der kommunistischen DDR

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Stranger Peer
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Aug 2021 05 01:31

Das Wahlsystem der kommunistischen DDR

Beitrag von Stranger Peer

Da sämtliche Parteien der SED unterstanden, war es für den Ausgang der Wahl ohne Bedeutung, ob man seine Stimme der SED, LDPD (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands), NDPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands), CDU oder DBD (Demokratische Bauernpartei Deutschlands) gab.
:autsch: :dauemnrunter:

"Die Wahlen haben in der DDR eine andere Funktion als in demokratischen Staaten. Sie haben nicht die Aufgabe, eine Entscheidung des Volkes darüber herbeizuführen, welche der verschiedenen, miteinander konkurrierenden politischen Kräfte für begrenzte Zeit die Regierungsmacht ausüben sollen. Diese Entscheidung gilt nach der marxistisch-leninistischen Partei- und Staatslehre als ein für allemal getroffen. Die politische Macht liegt bei der SED als der Partei der Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten Klassen und Schichten. Folglich geht es bei den Wahlen in der DDR nicht um politische Alternativen. Anders als in einigen anderen kommunistischen Ländern geht es auch nicht um personelle Alternativen im Rahmen eines einheitlichen politischen Programms. Die Funktion der Wahl besteht in der plebiszitären Bestätigung der Inhaber der politischen Macht, der Demonstration der ideologisch-politischen Einheit des Volkes und der Mobilisierung der Volksmassen für die jeweils aktuellen politischen Zielsetzungen der SED-Führung."
:autsch: :dauemnrunter: :dauemnrunter:

Die Wahlbeteiligung lag zu DDR-Zeiten bei nahezu 100 Prozent. Das Fernbleiben von der Wahl konnte das Mißtrauen der Nachbarn hervorrufen und das gesellschaftliche Ansehen schädigen. Teilweise kamen sogar „Wahlhelfer" zu Besuch, die einen zur Erfüllung der Bürgerpflicht anhielten und zum Wahllokal begleiteten. In den Wahllokalen standen Wahlkabinen. Sie wurden nicht genutzt, weil jeder wußte, daß die „Wahl" lediglich das bestehende System bestätigen sollte. Außerdem galt das Betreten der Kabinen trotz des verfassungsmäßigen Anspruchs auf „geheimes" Wahlrecht als verdächtig und konnte Konsequenzen nach sich ziehen. Wer unauffällig bleiben wollte, machte deshalb sein Kreuzchen vor den Augen der anderen.
:autsch: :autsch: :autsch:
Quelle: DDR-Geschichte

Zusammengefasst... Wählen in der Deutschen Demokratischen Republik ist wie die Hoffnung, dass die Schwarzwaldklinik wieder zur besten Sendezeit laufen wird.

Das Wahlsystem in der DDR-Diktatur war fadenscheinig und hatte keine Auswirkung auf das Wahlergebnis oder brachte Verbesserung im Land. George Orwell in der Realität. Die Folge: Etliche Menschen flohen. Der Rest blieb und sitzten es bis 1989 aus, wo dieses jämmerliche System zusammenbrach. Proto-DDRs wie Nordkorea existiert leider noch.



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Semi Silesian
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Aug 2021 05 08:06

Re: Das Wahlsystem der kommunistischen DDR

Beitrag von Semi Silesian

Das hier beschriebene Wahlsystem war in den meisten Staaten des Warschauer Paktes üblich,nicht nur in der DDR.
Die DDR hatte also kein Alleinstellungs-Merkmal in dieser Hinsicht.

Die Ideologie war natürlich vorgegeben,auch wenn man verschiedene Parteien ankreuzen konnte.
Letztendlich waren die Parteien in ihrem Inhalt identisch.
In der DDR nannte man dieses Gebilde Blockparteien.

Und es gab auch Menschen,die sich mit den inhaltlichen Zielen identifizieren konnten.

In Myanmar herrscht aktuell eine Militär-Diktatur,das sollte auch nicht unerwähnt bleiben.
Dort werden politische Argumente mit der Waffe umgesetzt und nicht mit Stimmzetteln irgendwelcher Art.

Und es sind noch andere Populisten am Start in einigen Ländern,die primär an die Bereicherung und Füllung Ihrer eigenen Taschen denken und sich für das Wohl des Volkes nicht interessieren.

Auch der österreichische Kradmelder hat sich im Laufe seiner terroristischen Regentschaft während der "LP-Single-Zeit"eines ähnlichen Wahlsystemes bemächtigt.
Einmal an den Schalthebeln der Macht,wollte der natürlich weitermachen.
Es gab zwar auch Stimmzettel und man konnte ein Ja oder sogar ein Nein ankreuzen.
Der Kreis für das Ja war mindestens 3x so groß.
Es gab auch Wahlkabinen,aber wer dort hineinging,war gleich ein Opportunist...

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Arvika73
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Dez 2021 08 16:58

Re: Das Wahlsystem der kommunistischen DDR

Beitrag von Arvika73

Semi Silesian hat geschrieben: Do 5. Aug 2021, 08:06 Die Ideologie war natürlich vorgegeben,auch wenn man verschiedene Parteien ankreuzen konnte.
Man konnte keine Parteien ankreuzen. Man »wählte« immer den kompletten »Wahlvorschlag«, der vorab in Zusammensetzung und Reihenfolge der Kandidaten feststand. Das Gebilde, dem man tunlichst zustimmen sollte, nannte sich »Nationale Front«, was mich an eine ganz andere politische Strömung mit ähnlich diktatorischen Ansätzen denken lässt (Stichwort Diktaturvergleich...).

Die einzige Möglichkeit der »Einflussnahme« war das Streichen einzelner Kandidaten oder der gesamten Liste. Das empfahl sich jedoch nur für sehr vereinsamte Personen, die gerne mal wieder Besuch bekommen wollten (von der Stasi).
Es bestand nicht einmal die Notwendigkeit, ein Kreuz zu machen. Unverändert in die Urne geworfene Zettel galten automatisch als »Ja«. Aus diesem Grund wurde wählen von der Bevölkerung auch als »Zettel falten« bezeichnet. Veränderte Zettel waren i.d.R. auch ein »Ja«, in Ausnahmefällen ungültig oder wurden in die 0,15 - 0,3 % »Nein«-Stimmen eingerechnet, die das System zum Schein zuließ.
Bei der Kommunalwahl im Frühjahr 1989 setzten Bürgerrechtsbewegungen in zahlreichen Bezirken durch, dass die laut Wahlgesetz zugelassene unabhängige Beobachtung der Auszählung durch Bürger auch tatsächlich stattfinden konnte. Die von den Beobachtern aufgezeichneten Ergebnisse wichen deutlich von denen ab, die als amtliches Ergebnis »festgestellt« und veröffentlicht wurden. Dies war ein wesentlicher Punkt, der zu der Ausreisewelle über Prag, Warschau, Szopron etc. im Sommer führte und schließlich zu einer breiten Unterstützung der Montagsdemonstrationen im Herbst.
Wir hatten zwar Tschernobyl, Punks und Heino -
aber wir hatten die geilste Zeit überhaupt!


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