Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Antworten
Thomas Ray Dolby
Radioaufnehmer/in
Radioaufnehmer/in
Beiträge: 40
Registriert seit: 1 Jahr 6 Monate
Wohnort: Der hohe Norden
Hat sich bedankt: 10 Mal
Danksagung erhalten: 74 Mal
Gender:
Germany
Okt 2022 03 15:13

Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Thomas Ray Dolby

Wer damals™ loszog, sich neue Leerkassetten zuzulegen, fand – normalerweise – im Laden eine Auswahl an mehreren Bandtypen vor. Auch an Kassettendecks konnte man den Bandtyp der eingelegten Kassette aus mehreren wählen. Von daher dürften die Bezeichnungen zumindest den Baby Boomers, der Generation X und den ältesten Millennials noch ziemlich geläufig sein.

Aber trotzdem, was gab’s da so, und wo kam es gerade in den 80ern zum Einsatz?

Fe (Ferro, IEC Ⅰ): grob gesagt Rost auf Band. Hier wurde ganz einfach Eisenoxid verwendet, deswegen waren Ferro-Bänder rötlich. In den 70ern war das noch das Standardband. In den 80ern übernahm aber schnell Chromdioxid das Zepter, und Ferro war eigentlich nur noch was für Sprachnotizen und Sparbrötchen.

Cr (Chromdioxid, kurz Chrom, IEC Ⅱ): Irgendwann wollte man einfach Qualität. Irgendwann nutzte man am Walkman nicht mehr die mitgelieferten Alibi-Kopfhörer, sondern anständige Abhören. Und irgendwann hatte man Kumpels mit CD-Player oder gar selber einen und wollte die Qualitätsverluste minimieren. Deswegen wurde in den 80ern Chromdioxid zur populärsten Bandsorte. Selbst in Supermärkten bekam man Chrom-Kassetten.

Das heißt, eigentlich hatte kaum jemand außer Sony und BASF wirklich Chromdioxid. Deswegen auch dieses selbstbewußte „Chromdioxid Super Ⅱ“ und so. Die Konkurrenz setzte aus Lizenzgründen zu einem erheblichen Teil kobaltdotiertes Eisenoxid ein, das ähnlich war, aber nicht genauso wie Chromdioxid. Wenn nirgendwo auf der Kassette oder dem Inlay was von Chromdioxid oder „Chrome“ steht, ist es wahrscheinlich auch keins.

FeCr (Ferrochrom, IEC Ⅲ): der Exot. Wie der Name schon sagt, eine Kombination aus Ferro und Chrom. Selten, teuer, von etlichen Endgeräten gar nicht unterstützt und letztlich ohne signifikanten Vorteil gegenüber Chrom oder „Chrom“. Gab es noch eine Weile auf Bandwahlschaltern, aber als Kassetten bald kaum mehr und verschwand Mitte der 80er komplett.

Me (Metall, IEC Ⅳ): „High-End“ und richtig teuer. Dafür brauchte man auch richtig gute und teure Tapedecks, denn die meisten Consumer-Geräte gingen nur bis Chrom oder höchstens, wenn sie alt genug waren, bis Ferrochrom. Metall dürfte was für diejenigen sein, die einen adäquaten Ersatz für Halbzollband suchten, weil sie inzwischen weder Bandmaschinen noch Bänder mehr bekamen.

In den frühen 80ern merkte man schon, daß Chrom Ferro überholte. Ende der 80er, Anfang der 90er war der Prozeß längst abgeschlossen. Ich kann mich noch an die Kassettenauslagen bei uns im Kaufhaus erinnern.

Ganz rechts lagen ein, zwei Sorten Ferro-Kassetten, meines Wissens auf jeden Fall eine TDK, möglicherweise auch noch was von BASF für konservativere Käufer, durchweg 60-Minuten-Kassetten. Mit zwei Mark pro Kassette war man dabei, mitunter noch weniger.

Dazwischen lag das komplette „Chrom“-Sortiment von BASF, TDK und Maxell. Ab vier Märkern pro Stück bekam man Anständiges sogar in 90 Minuten, für einen Fünfer noch Besseres. Verkauft wurde überwiegend in Fünferpacks aus Gründen. Also, aus denselben Gründen, aus denen man als Jugendlicher immer ein Doppel-Tapedeck haben wollte.

Ganz links lag die TDK MA. Das einzige Metallband. Und sauteuer waren die Dinger. Die MA 120 war mit zwölf Mark pro Stück die teuerste Kassette im Laden und die einzige 120er. Weiß der Henker, wie oft so eine gekauft wurde.

Aber gut, da, wo ich wohnte, mußte man für eine annehmbare Stereoanlage knapp 100 km fahren oder einen der Versandhauskataloge zur Hand nehmen, die es damals™ in so ziemlich jedem Haushalt gab, weil wir ja nix hatten™.



Benutzeravatar
Retro
Dallas-Gucker/in
Dallas-Gucker/in
Beiträge: 612
Registriert seit: 2 Jahre 4 Monate
Wohnort: Altomünster
Hat sich bedankt: 129 Mal
Danksagung erhalten: 824 Mal
Gender:
Alter: 53
Germany
Okt 2022 03 16:54

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Retro

Und so manches Typ I Band brachte (und bringt) auf halbwegs anständigen Tapedecks bessere Ergebnisse als so manches Typ II. ;)

Vor allem aus heutiger Sicht, also wenn man die Dinger noch wirklich nutzt und auch bespielt,
klingen viele, auch ganz alte Typ I Tapes, besser als viele Typ II Exemplare.
So ziemlich alle älteren Chrom-Tapes von BASF klingen heute noch akzeptabel wenn sie "damals" bespielt wurden.
Heute bringt da auch ein sehr gutes Deck mit Einmessen nichts- die Dinger klingen einfach nur dumpf beim neu bespielen.
Dagegen hatte ich noch nie ein wirklich "schlechtes" Tape von TDK, egal ob Ferro oder Chrom. Klingen alle auch heute noch gut.

Ein Typ III Tape hatte ich nie, aber ein paar Typ IV...
...die bei mir eher schlechter oder maximal gleich gut klangen wie ein gutes Chrom-Tape.
Ich hatte aber auch nie Tapedecks der "Oberklasse", war immer eher im mittleren Preissegment unterwegs.
Diese Tapedecks habe und nutze ich noch heute (Onkyo und Pioneer).
Ich vermutete schon "damals" dass diese Tapes einfach gar nicht vollständig "ausgenutzt" werden können
ohne entsprechend teures Equipment- wie du ja jetzt auch bestätigst.

Benutzeravatar
Marcus
Moderator
Moderator
Beiträge: 2017
Registriert seit: 5 Jahre 8 Monate
Wohnort: Essen
Danksagung erhalten: 3166 Mal
Gender:
Kontaktdaten:
Germany
Okt 2022 03 21:34

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Marcus

Ferro Bänder habe ich als Datenträger für Homecomputer Programme genutzt.
Die besseren Bandsorten waren eher ungeeignet und produzierten schneller Lesefehler.
Auch originale Kaufkassetten mit Spielen waren Ferro Bänder.

Benutzeravatar
Sammy-Jooo
Forums-Nimmersatt
Forums-Nimmersatt
Beiträge: 2416
Registriert seit: 3 Jahre 10 Monate
Wohnort: Meldorf
Hat sich bedankt: 4496 Mal
Danksagung erhalten: 1858 Mal
Gender:
Alter: 61
Germany
Okt 2022 04 09:59

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Sammy-Jooo

Bis mir meine Anlage geklaut wurde habe ich auch noch diese 8 Spur Tapes aus den USA genutzt. Leider kann ich sagen was da für Bandmaterial verwendet wurde. Heute sehe ich es als schweren Fehler ein die Tapes mitsamt dem Autoradio in die Tonne gekloppt zu haben.
:-: :-: :teufelgrins: :teufelgrins:

Benutzeravatar
Norby
Administrator
Administrator
Beiträge: 5731
Registriert seit: 5 Jahre 9 Monate
Wohnort: Katlenburg-Lindau, NOM
Hat sich bedankt: 9169 Mal
Danksagung erhalten: 5604 Mal
Gender:
Alter: 50
Kontaktdaten:
Germany
Okt 2022 07 07:20

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Norby

Ich finde diese Wahl für den Bandtyp immer sehr abenteuerlich. Ganz ehrlich gesagt hatte ich damals keine Ahnung welches das bessere Bandtyp war/ist. Das Taschengeld war knapp, meiner Eltern hatten durch deren Hauskauf auch nicht das nötige Kleingeld um bei Kassetten Ansprüche zu stellen. Am Ende habe ich immer Kassetten bekommen/gekauft die günstig war, ein Wahl blieb mir nicht.

Ich frage mich auch jedes mal, wie es bei gekauften Alben auf Kassetten war? Da hatte man doch grundsätzlich auch keine Wahl und die haben auch ewig gehalten.

Benutzeravatar
Retro
Dallas-Gucker/in
Dallas-Gucker/in
Beiträge: 612
Registriert seit: 2 Jahre 4 Monate
Wohnort: Altomünster
Hat sich bedankt: 129 Mal
Danksagung erhalten: 824 Mal
Gender:
Alter: 53
Germany
Okt 2022 07 09:00

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Retro

Norby hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 07:20 Ich frage mich auch jedes mal, wie es bei gekauften Alben auf Kassetten war?
Da hatte man doch grundsätzlich auch keine Wahl und die haben auch ewig gehalten.
Die meisten bespielten Kassetten waren wohl auf Ferrobändern, erst später kamen dann manche mit Chromband.
Typ III oder IV gab es meines Wissens da nicht.
Die "Haltbarkeit" war meiner Erfahrung nach auch kein Problem, da haben die sich nichts gegeben.
Die Unterschiede lagen/liegen eher beim Klang, Ferro-Tapes neigten meist zum leichten rauschen im Hintergrund.
Je nach Abspielgerät hat man das aber natürlich auch wieder mal mehr, mal weniger herausgehört...

Benutzeravatar
Django77
Raidergenießer/in
Raidergenießer/in
Beiträge: 267
Registriert seit: 3 Jahre 9 Monate
Hat sich bedankt: 488 Mal
Danksagung erhalten: 357 Mal
Gender:
Alter: 46
Switzerland
Okt 2022 07 13:23

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Django77

Stimmt - es gab vorbespielte Kassetten auf Chrom-(Substitut)-Band (Typ II). Die wurden allerdings so bespielt, dass sie mit der Normalband-Entzerrung von 120 µs abgespielt werden konnten. Dies, damit sie auch auf (einfachen) Geräten ohne Typ II-Funktion klanglich "korrekt" wiedergegeben wurden (sie hätten sonst zu höhenbetont geklungen). Bei selber bespielte Typ II-Kassetten wird (bzw. sollte...) hingegen eine Entzerrung von 70 µs verwendet werden.

Typbedingt sind Typ II-Kassetten dem Normalband grundsätzlich überlegen (was nicht heisst, dass in der Praxis alle Typ II-Bänder immer besser klingen als alle Normalbänder - das hängt dann stark von der individuellen Bandqualität ab). Typ II-Bänder haben eine bessere Höhenwiedergabe und lassen sich höher Aussteuern. Dadurch verbessert sich die signal-to-noise ratio - das Rauschen wir also im Verhältnis zur Musik leiser". Voraussetzung für ein gutes Aufnahme- und Wiedergabeergebnis ist aber unabhängig vom Bandtyp in erster Linie ein einigermassen brauchbares Tapedeck sowie die richtige Wahl der Einstellungen (vor allem der Aussteuerung bei der Aufnahme: So laut wie möglich - so tief wie nötig).

Fruchtgummi1972
Matchboxschieber/in
Matchboxschieber/in
Beiträge: 96
Registriert seit: 4 Jahre 1 Monat
Hat sich bedankt: 21 Mal
Danksagung erhalten: 125 Mal
Gender:
Germany
Okt 2022 09 19:48

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Fruchtgummi1972

gegen Ende der 80er Jahre, als ich das erste selbstverdiente Geld erhielt, hatte ich umgestellt auf BASF Chrome Maxima II.
Die FE-Bänder klangen zu dieser Zeit schon grauenhaft.
Anfang/Mitte der 90er hatte ich dann umgestellt auf TDK-MA. Die waren da nicht mehr so teuer und hatten bis zum Umstellen /Überspielen auf CD eine ordentliche Qualität.
Ich ärgere mich noch heute , dass ich Mitte der 80er nicht etwas mehr Geld für meine Bänder ausgegeben habe.

Benutzeravatar
Retro
Dallas-Gucker/in
Dallas-Gucker/in
Beiträge: 612
Registriert seit: 2 Jahre 4 Monate
Wohnort: Altomünster
Hat sich bedankt: 129 Mal
Danksagung erhalten: 824 Mal
Gender:
Alter: 53
Germany
Okt 2022 10 08:42

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Retro

Fruchtgummi1972 hat geschrieben: So 9. Okt 2022, 19:48 BASF Chrome Maxima II.
Die waren damals richtig gut, haben aber heute oft mit Dropouts und dumpfem Klang zu kämpfen...
...wie viele "ältere" BASF-Tapes, leider. Die Langzeithaltbarkeit ist bei BASF eher schwach.
Anfang/Mitte der 90er hatte ich dann umgestellt auf TDK-MA.
Meine TDK-Tapes laufen alle heute noch problemlos bei mir, selbst ganz alte Typ I-Bänder. ^^

Benutzeravatar
Django77
Raidergenießer/in
Raidergenießer/in
Beiträge: 267
Registriert seit: 3 Jahre 9 Monate
Hat sich bedankt: 488 Mal
Danksagung erhalten: 357 Mal
Gender:
Alter: 46
Switzerland
Okt 2022 10 09:58

Re: Kassetten: Das Wort zum Bandtyp

Beitrag von Django77

Ich ärgere mich noch heute , dass ich Mitte der 80er nicht etwas mehr Geld für meine Bänder ausgegeben habe.
Und ich ärgere mich, dass ich vor etwa 20 Jahren die meisten meiner Bänder aus den (späten) 1980ern und 1990ern entsorgt habe :autsch: . Damals waren neue Bänder noch reichlich verfügbar und sehr günstig zu haben, also sah ich kein Problem dabei, die alten Bänder einfach zu entsorgen und mir bei Bedarf neue zu kaufen. Zudem hatte um die Jahrestausendwende herum eh' auf CD-R und MiniDisc umgestellt

Antworten

Zurück zu „Audio Technik & Zubehör“