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Marcus
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Mai 2023 30 11:07

Electronic Arts

Beitrag von Marcus

Im Juni 1983 erschienen unter dem Label "Electronic Arts" die ersten Computerspiele der bis heute bekannten Firma.

Anderthalb Jahre dauerte es von der Idee bis zu den ersten Spielen.
Aus dem Ein-Mann-Unternehmen ist längst ein Milliarden-Konzern geworden.
Nur wenige Computerspielentwickler können sich 40 Jahre in der Branche halten.
Neben Electronic Arts trifft das noch auf Activision, Sega und Nintendo zu.

Hinter Electronic Arts steckt die Vision eines Mannes, des Kaliforniers Trip Hawkins.
Er ist seit seiner Jugend Technik-Nerd, Rollenspieler und Sportfan.
Vor allem liebt er Strat-O-Matic Pro Football: American Football als Brettspiel mit Spieler-Karten und Würfeln.
An seinen Abschluss in Game Theory in Harvard hängt er einen MBA in Stanford an.
Als er wegen seiner Studie über Heimcomputer, die Radio Shack und nicht Apple als Marktführer darstellt, einen Anruf von einem aufgebrachten Steve Jobs erhält, wird er 1978 einer der ersten Angestellten von Apple.
Damit profitiert er vom Börsengang und kann sich einen Traum erfüllen: ein eigenes Unternehmen für Computerspiele.

Nach einem Gespräch mit dem legendären Risikokapital-Geber Don Valentine im Februar 1982 verlässt er Apple.
Am 28. Mai 1982 gründet er Amazin' Software. Die erste große Entscheidung: ein neuer Name.
Amazin' Software mag niemand so richtig.
Hawkins gefällt SoftArts, doch der VisiCalc-Entwickler heißt bereits Software Arts.
Als neuer Favorit kristallisiert sich Electronic Arts heraus, in Anlehnung an das Filmstudio United Artists, das man zunächst als unabhängigen Vertrieb von Kreativen gründet.

Typischerweise werden zu dieser Zeit Studios von Entwicklern gegründet, die bereits hobbymäßig oder halbprofessionell ihre Spiele über Kleinanzeigen oder lokale Händler anbieten.
Handbuch und Disketten werden manuell kopiert.
Electronic Arts tritt hingegen zunächst als Publisher auf.
Es schließt Verträge mit einzelnen Entwicklern und kleinen Studios ab und übernimmt die Veröffentlichung und Vermarktung ihrer Spiele.

Ein Jahr nach der Gründung ist es soweit.
Die ersten Spiele-Titel fertiggestellt, Packungen und Handbücher gedruckt: "Hard Hat Mack", ein Klon von "Donkey Kong", gilt als erstes Electronic Arts Spiel.
Dann "Archon", ein elektronisches Brettspiel, inspiriert durch das Holo-Schach aus "Krieg der Sterne".
Das Strategie-Monopoly "M.U.L.E." für bis zu vier Spieler.
Das Baller-Spiel "Axis Assassin", das an "Tempest" von Atari erinnert.
Und das experimentelle "Worms?"

Im Juni 1983 geht Electronic Arts an die Öffentlichkeit.
Wenige Tage zuvor, am 20. Mai, werden alle EA-Mitarbeiter zum Lagerhaus nach San Francisco beordert.
Dort müssen sie die ersten Händler-Bestellungen bearbeiten, die Sendungen zusammenstellen, verpacken und in den UPS-Transporter laden.
Gerade rechtzeitig treffen T-Shirts mit EA-Logo ein, damit der denkwürdige Tag im passenden Outfit absolviert und photographiert wird.

Electronic Arts Mission Statement: Die Spiele werden nicht von schnöden Programmierern heruntergeschrieben, sondern von Künstlern erschaffen. Sie sind Software Artists. Sie sind Electronic Arts.
Anstatt den Distributor-Monopolisten Softsel zu nutzen, baut Electronic Arts ab 1984 ein eigenes Vertriebsnetz auf.
Öffnet Büros, telefoniert mit Fachgeschäften.
Versendet als erster Vertrieb direkt an Adressen in Europa und bietet seinen Service auch anderen Publishern an.
1986 ist Electronic Arts der größte Spiele-Vertrieb weltweit.

Electronic Arts konzentriert sich zunächst auf den Apple II und Atari-Computer.
Doch rasch nimmt der Commodore 64 eine wichtige Rolle ein.
Beim Nachfolger Amiga sichert sich Electronic Arts einen der ersten Prototypen und kann seinen Entwicklern und Partnern wertvolle Entwickler-Tools in die Hand geben.
In diesem Rahmen entsteht das Graphikprogramm "Deluxe Paint".
Es avanciert vor allem auf dem Amiga zum Standard.
Viele Spiele wie "Monkey Island" entstehen damit.

Ab 1990 wendet sich Electronic Arts Konsolen zu.
Die hohen Lizenzgebühren von Nintendo schrecken ab und so verbündet man sich mit SEGA und seinem neuen 16-Bit-System Mega Drive.
Electronic Arts erhält vorteilhafte Konditionen und unterstützt SEGA mit seinen vielen Sportspielen.
Auch das ältere Master System erhält Electronic Arts Spiele.
Die Kooperation bröckelt mit dem glücklosen Saturn.
Das für die DreamCast geplante "SSX" erscheint letztlich für die PlayStation 2.

Parallel dazu plant Hawkins ein noch ambitioniertes Konsolen-Projekt: ein eigenes System.
Dazu tritt er sogar bei Electronic Arts zur Seite, um mit vielen Partnern ein neues Unternehmen zu formen: The 3DO Company.
Sie entwickelt eine CD-basierte Spielkonsole, die sie jedoch nicht selbst herstellt, sondern nur lizenziert.
Ab 1993 veröffentlichen Hersteller wie Goldstar und Panasonic 3DO-Geräte.
Doch das teure System wird, wie die meisten Konsolen der neunziger Jahre, zum Flop.
Die neue und preiswerte PlayStation drängt alles beiseite.

Bereits eines der ersten Spiele von Electronic Arts, "One on One: Dr. J vs. Larry Bird", zeigt die Zugkraft von Sportlizenzen.
Es verkauft sich beachtliche 400.000 Mal.
Das führt zu langlebigen Reihen wie FIFA, NBA, Madden und NHL.
Doch Electronic Arts sucht auch die Nähe zum Film, wie Atari zuvor.
Man kooperiert mit DreamWorks SKG, dem Filmstudio von Steven Spielberg, Jeffrey Katzenberg und David Geffen.
Electronic Arts übernimmt dessen Spiele-Abteilung 2000 komplett und sichert sich attraktive Film-Lizenzen wie "James Bond", "Der Herr der Ringe", "Star Wars" und "Der Pate".

Electronic Arts kauft viele Entwicklungsstudios, die im Regelfall ihren Namen verlieren und deren Serien heute vergessen sind.
Namen wie Westwood Studios und Origin Systems.
Seit den 80er Jahren ändern sich die Arbeitsbedingungen rasant.
Projekte werden immer größer.
Was in den 80er Jahren drei Leute sind, beschäftigt in den neunziger Jahren dreißig und heute 300.
Was früher ein paar Monate Entwicklungszeit waren, dauert heute einige Jahre.
Auch aus dem Start-up Electronic Arts ist ein Konzern geworden, der in erster Linie an Marktanteile und Umsätze denkt.

Um als Spiele-Unternehmen 40 Jahre zu existieren und heute 13.000 Mitarbeiter zu beschäftigen und 7 Milliarden Dollar Umsatz zu erwirtschaften, muss man aber mehr richtig als falsch machen.
Dass unentwegt Marken mit jährlichen Updates ausgeschlachtet werden, tut dem Erfolg keinen Abbruch: Electronic Arts entwickelt offenbar das, was die Spieler nachfragen.

(frei zitiert aus einem Heise-Artikel)

Das erste veröffentlichte Spiel "Hard Hat Mack" auf dem Apple II:



"Archon" auf dem Atari 800XL:



"M.U.L.E." auf dem C64:



"Axis Assassin" auf dem C64:



"Worms?" auf dem Atari 800:



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