Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

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Karim Marouf
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Jan 2019 05 14:08

Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Karim Marouf



„Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“

Murphys Gesetz

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Norby
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Jan 2019 06 08:58

Re: Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Norby

Für mich einer der schlimmsten Katastrophen. Noch heute gibt es von diesem Unglück in Deutschland leichte radioaktive Belastung. Ich bin jemand der stark von Allergien (Kreuzallergie) betroffen ist, zu verschulden ist es der Birke. Zu der Unglückszeit stand die Birke voll in der Blüte. Was wäre denn wenn die Birke die aufgesogene Radioaktivität mit der Pollenallergie weitergegeben hat? Soviel ich weiß gab es damals keine Kreuzallergien und komischerweise haben meist unsere Generation (die damals von Heuschnupfen geplagt waren und noch im Wachstum waren) oder jüngere dieses Problem. Es ist schon recht merkwürdig. Aber vielleicht sitzt mein Aluhut auch einfach zu eng mrgreen

Tina
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Jan 2019 06 09:12

Re: Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Tina

Ach so...und ich dachte es wäre normaler Schnee hier im Forum. Ist dann wohl der Nukleare Winter... Oo

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Norby
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Jan 2019 06 09:45

Re: Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Norby

Tina hat geschrieben: So 6. Jan 2019, 09:12 Ach so...und ich dachte es wäre normaler Schnee hier im Forum. Ist dann wohl der Nukleare Winter... Oo
mrgreen mrgreen mrgreen

Hier noch ein paar Fakten über Tschernobly :( KLICK

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Raven
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Okt 2019 24 18:56

Re: Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Raven

Als das Unglück passierte, war ich mit meinem ersten Kind hoch schwanger und hatte Panik, das irgendwas passieren kann.

Ich traute mich fast gar nichts mehr zu essen, weil ich dachte es wäre verseucht. :autsch:
Aber es lief weiterhin alles gut und mein Baby kam gesund zur Welt. mrgreen
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Okt 2019 24 19:40

Re: Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Sam Rothstein

Das Schlimmste daran ist,das wir wieder alles bezahlen dürfen. :dauemnrunter:
Nach dem Motto,gebt uns Geld oder wir lassen den Reaktor offen und strahlen alles tot. :teufelböse:
Was für ein Geldgrab.
Und auch nur,weil die Idioten damals keine Ahnung hatten,was sie da eigentlich machen und wie es funktioniert. :'
Gruß

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Raven
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Okt 2019 25 10:29

Re: Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Raven

Sam Rothstein hat geschrieben: Do 24. Okt 2019, 19:40 Das Schlimmste daran ist,das wir wieder alles bezahlen dürfen. :dauemnrunter:
Nach dem Motto,gebt uns Geld oder wir lassen den Reaktor offen und strahlen alles tot. :teufelböse:
Was für ein Geldgrab.
Und auch nur,weil die Idioten damals keine Ahnung hatten,was sie da eigentlich machen und wie es funktioniert. :'
Gruß
dem kann ich mich nur anschließen!
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Marcus
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Re: Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Marcus

Wenn man diesen Bericht aus dem Spiegel Ausgabe 30/1983 vom 24.07.1983 liest, wird einem klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich ein Unglück wie in Tschernobyl ereignete:

Rennwagen ohne Bremsen
In einer sowjetischen Fabrik für Atomkraftwerke kam es zu einem Zwischenfall. Der zuständige Vizepremier trat zurück, ein Staatskomitee sorgt sich um die Sicherheit.

Atomkraft ist billig, umweltfreundlich und völlig ungefährlich, versichern die Medien der Sowjetregierung - trotz Überfluß an Öl und Gas mangelt es der Sowjetwirtschaft stets an Energie.
Auf die Gefahr von Kernkraftwerken lenken nur Gegner der Entspannung und Abrüstung die öffentliche Aufmerksamkeit, um von der wirklichen Gefahr, den nuklearen Waffen, abzulenken - das behauptete Sowjetprofessor Jemeljanow.
Sein Kollege Petrossjanz sekundierte: "Gäbe es nur die geringste Gefahr für die Bevölkerung, würde weder die Sowjet-Union noch ein anderes sozialistisches Land Atomkraftwerke errichten."
Petrossjanz leitet seit 21 Jahren das Staatskomitee für friedliche Nutzung der Atomenergie.

Mit der verordneten Sorglosigkeit ist es nun vorbei.
Vorigen Dienstag setzte der Kreml ein zweites Staatskomitee für Atomenergie ein, nun für die Aufsicht über die sichere Ausführung der Arbeiten in der Atomkraftindustrie.
Warum ein Sicherheitsorgan von derart hohem Rang, fragten sich die Sowjetbürger (ein Staatskomitee ist beispielsweise auch das KGB, der Geheimdienst der UdSSR) - und warum erst jetzt?

Soweit bekannt, starben schon 1954 viele Uran-Bergarbeiter nach direktem Kontakt mit radioaktivem Material.
1958 explodierte wie ein Vulkan bei Blagoweschtschensk am Ural eine Atommüll-Deponie.
Das ermittelte Sowjet-Dissident Schores Medwedew, der Autor der SPIEGEL-Serie "Andropow: Der Mann aus dem Kosakendorf". Medwedew: "Hunderte von Menschen starben, Zehntausende wurden radioaktiv verseucht."

1974 gab es eine schwere Explosion im Atomkraftwerk Schewtschenko am Kaspischen Meer.
Danach erlitten 1400 Sowjetsoldaten bei einem Atomtest Strahlungsschäden, berichtet ein Überläufer.
1976 zeigten die Reaktoren sowjetischer Atom-U-Boote gefährliche Lecks.
Im selben Jahr erstickten zwei Techniker im AKW Jaslovske Bohunice (CSSR), das aus der Sowjet-Union stammt, an Kohlendioxid aus dem Reaktor; ein Jahr darauf verseuchte radioaktive Flüssigkeit am selben Ort einen Bach, und aus der Klimaanlage drang radioaktives Gas.

Jetzt muß wieder etwas passiert sein, weshalb das neue Staatskomitee beauftragt wurde - und zwar im südrussischen Wolgodonsk.
Das Politbüro der KPdSU, höchste Entscheidungsinstanz im Lande, protokollierte zur Begründung grobe Verstöße gegen die Staatsdisziplin bei Industrieobjekten in Wolgodonsk, auch bei sozial-kulturellen Objekten, was auf Protestaktionen am Ort hindeutet.

In Wolgodonsk, erst seit 1956 eine Stadt, gibt es ein Kombinat zur Herstellung von Fetten aus Erdöl, einen Holzumschlagplatz und Atommasch, eine Fabrik zur Fließbandproduktion von Atomkraftwerken - Stolz der UdSSR.
19 000 Arbeiter errichteten die 40 Meter hohe Montagehalle, fast einen Kilometer lang und einen halben breit.
1977 sollte sie laut Plan fertig sein, 1981 war sie fertig.
Seither liefert Atommasch Reaktoren und vom übernächsten Jahr an - laut Plan - ein bis zwei komplette Kernkraftwerke im Jahr.

Bisher arbeiten in der Sowjet-Union 14 Atomkraftwerke, die etwa zehn Prozent der Sowjet-Elektrizität liefern (Bundesrepublik: 21 Prozent). 15 weitere Werke sind im Bau.
Ihre Fertigstellung dürfte nun, bei Beachtung schärferer Sicherheitsvorschriften, verzögert werden.
Das Politbüro beschloß, die Schuldigen am Fall Wolgodonsk streng zu bestrafen und unausweichliche Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen zu treffen.

Letzten Mittwoch wurde Vizepremier Ignatij Nowikow in Pension geschickt, ein Schulfreund des früheren Parteichefs Breschnew und Organisator der Moskauer Olympischen Spiele von 1980.
Nowikow, der 44 Jahre lang Kraftwerke geleitet und gebaut hat, war der oberste Aufseher beim Bau der Atomkraftwerke.
Was er in Wolgodonsk zu verantworten hat, deutete die Prawda nur an: Bei Atommasch hat die Betriebsleitung nicht die unfallfreie Ausnutzung der technischen Verbindungen sichergestellt.
Unklar blieb, was das heißt: Ob es am Ort ein Unglück gab, ob ein Reaktorrohr ("technische Verbindung") geplatzt ist - oder ob die Firma einfach keine sicheren Reaktoren produziert.

Außerhalb der UdSSR ist das seit langem bekannt.
Das sowjetische Sicherungssystem reicht nur für den Bruch eines Kühlwasserrohrs von zehn Zentimeter Durchmesser (bundesdeutsche Norm: 50 Zentimeter).
Das ist riskant: Auslaufendes radioaktives Wasser entweicht unter Druck, der Reaktor fällt trocke« - die Stäbe schmelzen, Radioaktivität wird frei.
Dem beugt die UdSSR aus Kostengründen nicht vor.
Kaum ein Sowjet-Reaktor verfügt über einen Sicherheitsbehälter (in Westdeutschland unbedingter Standard), keiner über eine Notkühlung (vier sind in der Bundesrepublik Voraussetzung für einen Genehmigungsbescheid) oder Berstschutz.
Die Atomkraftwerke der Sowjet-Union sind Rennwagen ohne Bremsen, befand der Bremer Physikprofessor Jens Scheer, seiner politischen Orientierung nach Kommunist.

Die Arbeiter im Sowjetwerk besitzen nicht einmal ein Meßgerät zur Strahlenkontrolle.
Anwohner ihrer Arbeitsstelle dürfen einer Strahlendosis von 500 Millirem ausgesetzt werden (Bundesrepublik: 60 Millirem, USA: 8).
Außerhalb des Einflußbereichs des - von TÜV und Bürgerinitiativen nicht behinderten - Ostblocks haben denn auch nur Indien und Finnland so ein Sowjetprodukt installiert.
Die Finnen besorgten sich dafür Berstschutz und Notkühlung aus dem Westen.
In Moskau bestellten sie einen zusätzlichen Korrosionsschutz aus rostfreiem Edelstahl - der bald ein Dutzend Risse zeigte, Folge rückständiger Schweißtechnik oder schlampiger Ausführung.

Sowjetzeitungen verschwiegen lange Zeit die landeseigenen Risiken der Atomenergie, die Professoren Jemeljanow und Petrossjanz täuschten unbeirrt die Öffentlichkeit.
Besorgte Leserbriefe, die zuhauf bei den Redaktionen eingingen, veröffentlichte zum ersten Mal die Gewerkschaftszeitung Trud im vorigen September.

Der Nestor der sowjetischen Atomforschung, Professor Pjotr Kapiza, beschwor in seiner Festrede zur 250-Jahr-Feier der Akademie der Wissenschaften am 8. Oktober 1975 seine Kollegen, Atomkraftwerke dürften nur auf unbewohnten Inseln stehen - in Leningrad steht das größte der UdSSR gleich vor der Stadt.
Kapiza: "Im Falle eines Unglücks oder von Sabotage würde die entweichende Radioaktivität alles Leben im Umkreis von mehreren Quadratkilometern vernichten, etwa so wie die Hiroschima-Bombe."
Seine Warnung blieb ungedruckt.
Erst Ende 1979 gab das Funktionärsorgan Kommunist ungelöste Probleme mit dem nuklearen Abfall zu, die Kosten der Kernenergie seien viel höher, als ursprünglich erwartet, die Prognosen für den weiteren Ausbau der Kernkraft zurückgeschraubt.

Zwei Jahre später zitierte die Prawda endlich auch Kapiza mit der Warnung vor dem Unfallrisiko der Atommeiler; bei der Endlagerung von Atommüll gebe es große technische Schwierigkeiten.
Kapiza meinte offenkundig die von Medwedew aufgedeckte Explosion bei Blagoweschtschensk.
Damals verseuchte eine radioaktive Wolke, die ostwärts zog, ein Gebiet von der Größe des Saarlandes.
Dort wächst nichts mehr, wahrscheinlich auf Jahrzehnte.

Es war die bisher folgenschwerste zivile Atomkatastrophe in der Welt - solange Details der Vorfälle von Wolgodonsk unbekannt sind.
Was dort geschehen sein kann, hatte der Chefingenieur des Atomkraftwerks Balakowo im vorigen Mai vorausgesehen: Er berichtete von Versorgungsrohren, die totaler Abfall seien, mit Mängeln, die sich mit bloßem Auge sehen ließen - und das bei einem Atomkraftwerk!

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Marcus
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Feb 2024 14 12:27

Re: Tschernobyl-Unglück: Tagesschau-Sendungen ab 29.04.1986 ff.

Beitrag von Marcus

"Praxis Extra - Telefonaktion Strahlenschutz" vom 08.05.1986 (ab 9:30 Minuten):


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