Die durch die Hölle gehen (1978)

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Karim Marouf
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Nov 2019 17 18:03

Die durch die Hölle gehen (1978)

Beitrag von Karim Marouf



Die durch die Hölle gehen (Originaltitel: The Deer Hunter) ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Regisseur Michael Cimino aus dem Jahr 1978. Das drei Stunden lange Epos wird allgemein dem Genre Antikriegsfilm zugeordnet. In der Handlung ziehen drei Männer aus der US-amerikanischen Provinz in den Vietnamkrieg und sind in der Folge körperlich versehrt und psychisch beeinträchtigt. Der Film ist in drei etwa gleich lange Akte aufgeteilt: die Zeit vor, während und nach dem Krieg. Dabei geht es Cimino, der nach seinen Worten nicht einen Film über Vietnam, sondern einen über die Vereinigten Staaten drehen wollte, um den Einfluss des Krieges auf sein Heimatland und dessen Gesellschaft.

Bei der Oscarverleihung 1979 war der Film in neun Kategorien nominiert; in fünf wurde er ausgezeichnet, darunter in den Kategorien Bester Film und Beste Regie. Auf der Berlinale 1979 sorgte der Film für einen Eklat; die sowjetische Delegation bezeichnete ihn als „Beleidigung für das Volk von Vietnam“ und reiste demonstrativ ab. Das musikalische Hauptthema des Films des britischen Komponisten Stanley Myers, „Cavatina“ (The Theme From The Deer Hunter), ist auch abseits der Leinwand berühmt geworden; es wurde mit dem Ivor Novello Award ausgezeichnet.

Handlung
Michael, Nick und Steven, drei russischstämmige Stahlarbeiter aus dem US-Provinzstädtchen Clairton, Allegheny County in Pennsylvania, sind Patrioten und ziehen 1968 freiwillig in den Vietnamkrieg. Vor ihrer Abreise wird die russisch-orthodoxe Hochzeit von Steven und Angela gefeiert (nach „The Andy Warhol Diaries“ handelt es sich um eine russinische Hochzeit). Michael ist unglücklich in Linda verliebt, die nicht an ihm interessiert ist. Sie fängt den Brautstrauß und verlobt sich am selben Abend mit Nick. Steven und Angela trinken aus einem verbundenen Kelch. Nach Tradition hat nur der Glück, der dabei nichts verschüttet. Unbemerkt verschüttet Angela etwas. Während der Feier versucht Michael ein Gespräch mit einem Soldaten zu führen, der gerade auf Heimaturlaub ist. Dieser hat jedoch kein Interesse an den Sympathiebekundungen und ist verschlossen. Am folgenden Tag gehen Michael und Nick zusammen mit weiteren Freunden ein letztes Mal ihrem Hobby als deer hunters, der Jagd auf das in Nordamerika verbreitete Weißwild nach.

Der zweite Teil in Vietnam setzt ein, als Michael, Nick und Steven in die Gefangenschaft des Vietcong geraten; dabei werden Kampfhandlungen kaum gezeigt. Die Gefangenen werden in Käfigen im Fluss gehalten, in denen sie ständig bis zum Mund im Wasser stehen; sie werden von ihren vietnamesischen Aufsehern gezwungen, „Russisches Roulette“ zu spielen. Durch einen Trick, bei dem sie ihr Leben riskieren, gelingt es Michael, die Wärter zu töten und mit seinen Freunden zu fliehen. Auf der Flucht trennen sich die Wege der drei Freunde; nur Nick kann mit einem Hubschrauber gerettet werden. Michael riskiert sein Leben, um Steven zu retten und in Sicherheit zu bringen. Steven wird auf der Flucht schwer verwundet und ihm werden die Beine amputiert, sodass er im Rollstuhl in die Heimat zurückkehrt. Dies erfährt Michael, als er wieder in den Staaten angekommen ist. Steven bekommt regelmäßig Geld von Nick, der in Saigon, der Hauptstadt des umkämpften Südvietnam, zurückgeblieben ist. Angela ist durch die Geschehnisse traumatisiert und kaum noch ansprechbar.

Auch Michael, der körperlich unversehrt den Krieg überlebt hat, ist gezeichnet. Er findet sich in seiner Heimat nicht mehr zurecht, und der Umgang mit seinen alten Freunden und Bekannten ist für ihn schwierig geworden. Auf einem erneuten Jagdausflug mit seinen Freunden schießt er absichtlich an einem Hirsch vorbei. Er beginnt eine komplizierte Beziehung mit Linda.

Michael kehrt nach Vietnam zurück, um seinen Freund Nick zu finden. Nick wurde durch den Krieg so traumatisiert, dass er – anstatt nach Hause zurückzukehren – in einem von der Mafia betriebenen Casino in Saigon als Russisch-Roulette-Spieler endet, auf den Geld gewettet wird und der der Heroinsucht verfallen zu sein scheint. Michael versucht ihn während eines Russisch-Roulette-Spiels zur Rückkehr in die Heimat zu überreden. Da Nick ihn offenbar nicht erkennt, spielt Michael aus Verzweiflung eine Runde mit ihm. Aber Nick hat nach vielen Monaten erstmals Pech mit dem Revolver und erschießt sich in dem Moment, als er sich an Michael erinnert. Die Bestattung von Nick findet in den USA in der Stahlarbeitersiedlung statt. Nach der Beerdigung trinken die Freunde Kaffee in ihrer Stammkneipe und singen God Bless America.

Drehorte
Als Kulisse für die Hochzeitsfeier diente die im National Register of Historic Places enthaltene St. Theodosius Russian Orthodox Cathedral in Cleveland. Hier befindet sich auch das Stahlwerk von US Steel (heute: Republic Steel), das am Anfang des Films zu sehen ist. Die Aufnahmen der Heimatstadt der drei Hauptpersonen erfolgten außer im echten Clairton, Pennsylvania, in sieben weiteren Orten, darunter McKeesport, Mingo Junction, Pittsburgh und Steubenville. Der Jagdausflug wurde in der Gegend um den Mount Baker gedreht. Die in Vietnam spielenden Szenen wurden in Thailand produziert, wobei Bangkok als Kulisse für Saigon diente. Das Gefangenenlager mit den Käfigen wurde am Mae Nam Khwae Yai (Khwae-Yai-Fluss) errichtet.

Interpretation
Viele Filme über den Vietnamkrieg spielen zu einem Großteil in Vietnam – dieser nicht. Der fast dreistündige Film ist in der Art einer Trilogie in drei etwa gleich lange Akte geteilt: die sorglose Zeit vor dem Krieg, die grausamen und entwürdigenden Ereignisse im Gefangenenlager während des Krieges und schließlich die vergeblichen Versuche, im „normalen“ Leben wieder Fuß zu fassen. Viel wichtiger als die authentische Darstellung des Krieges war es dem Regisseur, die Auswirkungen auf die Menschen und Familien in den USA zu zeigen. Während die Männer und ihre Familien vor dem Einsatz in einer als intakt geltenden Umgebung leben, deren einzige unmittelbare Erfahrung mit dem Tod die Jagd ist, wird das Leben der ehemals Glücklichen nach dem Einsatz zur Qual.

Besonderes Aufsehen erregte die Sequenz, in der die Gefangenen Michael und Nick von ihren Bewachern gezwungen werden, „Russisches Roulette“ zu spielen. Sie ist eine besonders eindringliche Metapher für die Sinnlosigkeit und Zufälligkeit des Sterbens im Krieg. Die Sinnlosigkeit verdichtet sich zudem in der Darstellung dieser Amerikaner russischer Abstammung, die in einem Stellvertreterkrieg gegen die Sowjetunion (Russland) „Russisches Roulette“ spielen. Diese Passage hat einerseits Filmgeschichte geschrieben, gleichzeitig entzündet sich an ihr aber auch die stärkste Kritik an dem Film.

Besonders tragisch wird Stevens junge Ehe zerstört. Steven, der durch den Einsatz schwer behindert ist, will nicht mehr nach Hause. Seine Frau ist psychisch schwer krank. Als Michael als Einziger der Gruppe nach dem Krieg zu ihr kommt, um zu erfahren, wo Steven sich aufhält, liegt sie krank im Bett. Sie will und kann wohl auch nicht sprechen und schreibt die Telefonnummer des Kriegsversehrtensanatoriums, in dem Steven untergebracht ist, nur mit viel Mühe auf einen kleinen Zettel.

Michael Cimino zeigt eindringlich, wie das Leben der Männer samt ihren Angehörigen durch den sinnlosen Krieg zerstört wird. Es ist also ein Film über die US-amerikanischen Opfer des Krieges, auch solche, die nie in Vietnam waren.

Der Vietnamkrieg endete mit der Einnahme Sàigòns (heute Ho-Chi-Minh-Stadt) am 30. April 1975 durch Truppen der Nationalen Befreiungsfront Südvietnams (FNL); The Deer Hunter erschien also nur drei Jahre später. In seiner Intention gleicht der Film dem zeitgleich entstandenen Film Coming Home von Hal Ashby, der sich aber mehr auf die Auswirkungen der Traumata im Alltag konzentriert. Oliver Stone bereitete mit Geboren am 4. Juli eine ähnliche Erzählung 1989 noch einmal auf.

Filmdaten
  • Deutscher Titel Die durch die Hölle gehen
  • Originaltitel The Deer Hunter
  • Produktionsland Vereinigte Staaten
  • Originalsprache Englisch
  • Erscheinungsjahr 1978
  • Länge 182 Minuten
  • Altersfreigabe FSK 16
Stab
  • Regie: Michael Cimino
  • Drehbuch: Michael Cimino
    Deric Washburn
  • Produktion: Michael Cimino
    Michael Deeley
    John Peverall
    Barry Spikings
  • Musik: Stanley Myers
  • Kamera: Vilmos Zsigmond
  • Schnitt :Peter Zinner
  • Besetzung
    Robert De Niro: Michael Vronsky
    Christopher Walken: Nick Chevotarevich
    John Savage: Steven Pushkov
    Meryl Streep: Linda
    John Cazale: Stanley
    George Dzundza: John Wels
    Chuck Aspegren: Peter „Axel“ Axelrod
    Rutanya Alda: Angela Pushkov
    Shirley Stoler: Stevens Mutter
    Pierre Segui: Julien Grinda
Quelle: Wiki


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Re: Die durch die Hölle gehen (1978)

Beitrag von Norby

Leider nie gesehen :( Ich hoffe dass der mal Kabel1 Classic oder TNT kommt.

Karim Marouf
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Nov 2019 17 18:18

Re: Die durch die Hölle gehen (1978)

Beitrag von Karim Marouf

Den Film kann ich nur empfehlen. Ich war voll in den Bann gezogen, aber auch völlig erschrocken, als die Story von der Hochzeit und der Jagd in den Bergen übergeht in die Kriegshandlungen in Vietnam.
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Nov 2019 18 17:07

Re: Die durch die Hölle gehen (1978)

Beitrag von Raven

hm...der Titel sagt mir was, aber ich könnte jetzt nicht mit Bestimmtheit sagen, das ich ihn mal gesehen habe. 🤔
Allen ist das Denken erlaubt,doch vielen bleibt es erspart

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